Sonntag, 26. Juni 2016

Alltagspoesie & Vöner

Wart ihr schon mal auf einem Konzert in einer Imbissbude? Ich bis Samstagabend auch noch nicht. Üblicherweise findet ein Konzert in einem Club statt, oder auf einem dafür vorgesehenen Platz. Für sein Release/Abschiedskonzert am 25.06.2016 hat sich Samuel Breuer jedoch was anderes überlegt. Zu viele Menschen für diese kleine Location kamen im "Grünspecht", einer kleinen veganen Imbissbude mit der Spezialität des veganen Döners, am Samstagabend zusammen, um gemeinsam sein "AbschiedsGeburtstagsJubiläumsReleaseKonzert" zu feiern. Ein Teil der Menschen hatte noch nie von dem Singer/Songwriter im gestreiften Shirt gehört, jedoch war die Atmosphäre gerade durch jeden Einzelnen sehr vertraut und persönlich. 
Unter anderem war dieser Abend ein Release-Konzert, da seine EP "Von Kaspern und Klonen" endlich erschienen ist. Er hat eine CD verschenkt an den, der sich erstes freiwillig meldet - erst waren alle zögerlich, jedoch als dann betont wurde, dass man im Leben auch was geschenkt bekommen sollte ohne Kompromisse eingehen zu müssen, meldeten sich sofort ein paar. Er wollte die Leute weg vom Leistungsdruck bringen - manchmal gibt das Leben auch etwas ohne eine Gegenleistung. Mit diesen Worten appellierte er an das Publikum, welches aus Freunden und Fremden bestand, dass wir alle mehr so handeln sollten. 
Zudem war der Abend ein Jubiläumskonzert. Schon 100 Konzerte spielte der junge Musiker/Lehramtsstudent. Seit ich ihn das erste Mal letztes Jahr im September gesehen hatte, besuchte ich schon ein paar seiner Konzerte, doch keins war vergleichbar mit dem im Grünspecht. Möglicherweise lag es an der Abschiedsatmosphäre, an dem Wissen, dass dies sein letztes Konzert für eine Weile ist oder einfach an dem Publikum. Woran es auch lag, er spielte so emotional, dass man fürchtete die Gitarrensaiten würden jeden Moment reißen, doch sie haben bis zum Ende durchgehalten. In solch einer Harmonie mit Sven Hildebrandt - welcher Samuel auf seinem Cajón begleitete - erschufen die beiden in dem kleinen Lokal eine elektrisierendes Gefühl, welches durch die Haut ging. "So klappts auch am Besten", meinte Sven später auch zu mir.

Unverstärkt, akustisch, was ich vollkommen unterstützen kann, denn so mit Verstärker, einer E-Gitarre und einem riesen Schlagzeug wäre das Konzert nicht halb so gut gewesen. Außerdem hätte das alles auch nicht in den Laden gepasst. 
Man merkte, dass er umrundet von Freunden war, denn zwischen den Liedern wurde immer wieder mit dem Publikum geredet oder als er nach Wünschen fragte, wurden mehrere gleichzeitig rein gerufen. Die beiden Musiker waren aber nicht die einzigen, die an dem Abend gehört wurden, denn ab 19:00 Uhr hat die Singer/Songwriterin Fuchsfeld als eine Art Vorband gedient und das Publikum mit ihrer Musik und ihrer samtweichen Stimme in ihren Bann gezogen.
Vor dem letzten Lied dankte er nochmal allen fürs Kommen, und leitete seinen Song "Frisch Gemähter Rasen" mit einer kleinen Ansprache ein. Er erzählte davon, dass es Pinguine gibt, die in Wüsten leben, und Pinguine, die im Meer leben. Pinguine, die in der Wüste leben können nicht dem nachgehen, wofür sie geboren sind - nämlich schwimmen. Sie existieren sozusagen, ohne ihre wahre Bestimmung zu erfüllen, und manchmal sind wir Menschen auch in so einer Situation. Jedoch, meinte er, würde er viel lieber ein Pinguin im Meer als einer in der Wüste sein. Und er appellierte ans Publikum, dass wir versuchen sollten aus unseren Wüsten rauszukommen und unser Meer finden sollten, auf unsere innere Stimme hören sollten, die uns sagt, für was wir geboren sind und nicht auf den Einfluss von draußen, da möglicherweise unsere Träume nicht realistisch genug sind.
Als das Konzert endete, endete es nicht wirklich, denn wir blieben alle draußen, holten uns was zu essen, zu trinken, redeten miteinander, lernten uns kennen und schließlich, als Mitternacht immer näher kam, verabschiedeten wir uns voneinander. Denn man sollte immer gehen, wenn es am Schönsten ist.

Greets from Melli. 

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