Donnerstag, 20. Oktober 2016

Und alle tranken Grevensteiner

Was ist typisch belgisch?

Waffeln, Fritten, Schokolade und Bier sagt der typische Kölner Student. Nungut, von den verschiedenen Essensmöglichkeiten haben wir nicht viel gesehen. Dafür aber umso mehr belgisches Bier als wir am Samstag, den 14.10.16 im belgischen Viertel unterwegs waren. Dort fand "Le Tour Belgique" statt. Unter der "Le Tour Belgique" kann man sich ein Ereignis vorstellen, wo kunterbunte, individuelle, verschiedene Ausstellungen, Konzerte, Aufführungen auf nicht so unüblichen Bühnen stattfinden.

Das belgische Viertel erstreckt sich über die Aachener Straße weiter über den Hohenzollernring, über die Erftstraße und die Venloer Straße. Der Mittelpunkt ist geografisch zwar nicht der Brüsseler Platz, jedoch kann man ihn schon als Herz des belgischen Viertels sehen. Meine Reise in die belgische Atmosphäre begann im Hochhaus, normalerweise ein Büro, am Samstag doch Ausstellungsort von "one love cologne". Auch wenn die individuellen Tshirts jedes Kölner-Herz höher schlagen lassen, besuchte ich diesen Ort wegen eines anderen Grunds. Lucie Licht, die Wahklkölnerin mit dem Lockenkopf und der unglaublichen Stimme! Zusammen mit Nicolai Brandenburger und Jonas Moers positionierte sich die Musikerin inmitten des Büros und ein kleiner Halbmond formte sich um sie. 


Wer Lucie Licht schon einmal live erlebt hat weiß, dass ihre Lieder rockig sind, laut und einfach direkt im Kopf bleiben. Diese Lieder nun akustisch mit nur zwei Gitarren begleitet zu hören ließen sie normalerweise zum Tanzen anregenden Lieder einen im Takt wiegen, und klangen schon fast "schnulzig". Sympatische Ansprachen zwischen den Songs, kombiniert mit der Debütsingle "Alles läuft", das Klatschen im Takt, und das zusammen gewürfelte sorgten für ein einzigartiges Konzertgefühl. Manche Künster brauchen einfach keine Bühne. Nicht nur Lucie Licht sah ich an diesem Tag im belgischen Viertel auftreten, sondern auch Björnson Bear und T.S. Steel. 
Vollgepackt im Magazine 2 stand T.S. Steel in einer Ecke umzingelt von so vielen Menschen, dass ab und zu nur Umrisse des Huts erkennbar waren. Leider haben wir während eines Bieres die Zeit vergessen und kamen so etwas zu spät zum Ort des Geschehens.

Auf die Zehenspitzen gestellt konnten wir dann doch was erkennen, aber nicht dass der Blick auf den Künstler bei jemandem wie T.S. Steel wichtig wäre, da seine außergewöhnliche Stimme vollkommen ausreicht.

Dank dem permanenten Geflüster hinter uns hörten wir dann doch nicht so viel und so verließen wir das Magazine 2 schon nach ein paar Minuten, um wenigstens bei dem nächsten anstehenden Künstler weiter vorne zu stehen. Also liefen wir zurück zum Brüsseler und ins Magazine Populaire, welches noch keine Anzeichen des folgenden Konzerts zeigte. Besucher liefen rum, schauten sich überteuerte Kleidungsstücke an, welche ausgelegt auf Tischen neben Kastanien lagen. Selbstverständlich hat das belgische Viertel einen bestimmten Charme, so wie viele Kölner Viertel. Jedoch kann man nicht gegen argumentieren, dass in den letzten Jahren die Leichtigkeit, die Kreativität und Individualität des Belgischen Viertels für hauptsächlich kommerzielle Zwecke Platz gemacht hat.

Björnson Bear traten um 19.30 im Magazine Populaire auf, und hatten mit Abstand den besten Soundcheck den ich je miterleben durfte. Einfach drauf los, aber trotzdem harmonisch und kontrolliert spielten die 4 Jungs und irgendwelche Worte wurden passend zum Soundcheck gesungen.  Die außergewöhnliche Stimme und die dominierenden Melodien lockten Menschen vom Brüsseler Platz in den kleinen Laden und immer 
mehr Menschen kamen in den Laden. Bald standen wir schon nah aneinander gepresst und wippten anfangs, später tanzten wir alle mit. Was anderes bleibt bei der Musik und vor allem dem lebhaften Auftritt von Björnson Bear gar nicht anders übrig. Wir sangen mit, ein Hut für Spenden wurde rumgereicht, Hitze staute sich, die Tür wurde immer wieder geschlossen, was wir alle hinterfragten. Viele verschiedene Genren findet man in der Musik von Björnson Bear, sie beschreiben sich als "Handgemacht, Pur, Authentisch und Echt". Aber alle Lieder haben eine Gemeinsamkeit, unabhängig vom Genrenmix - Ohrwürmer, gespielt mit Lebensfreude, Intensität und Talent. Ich überhörte wie neben mir erwähnt wurde, dass die Songs perfekt für den Soundtrack eines Quentin Tarantino Films wären und gleich darauf konnte ich den Gedanken nicht mehr ablegen, denn sie hatten so Recht! Und weil das Publikum begeistert war, die Stimmung auf dem Höhepunkt, die Band nicht mehr aufhören wollte, wurden Zugaben gespielt! Als die Band dann schließlich doch aufhörte, teilte sich das Publikum in die mit Geld gezückten die sich zur Band vordrängten und die, die Luft suchend nach draußen hechteten. 
Danach blieb einem noch die Möglichkeit sich ein Bier zu holen und sich einfach am Brüsseler Platz auf eine der Bänke zu setzen, oder in eine der unzähligen Bars zu gehen, wenn man natürlich noch einen Platz gefunden hat und den Abend ausklingen zu lassen. Oder erst richtig zu beginnen! Und wenn ihr anderweitig beschäftigt wart, öffnen die Inhaber nächstes Jahr wieder ihre Türen für Künstler und Besucher. 

Greets from Melli

PS: Die Bilder sind teilweise von meinem Handy und teilweise von Konzertsucht!

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